Presse

 

Musik der Gefühle

Auszüge aus dem Artikel von Walter Müller in der Memminger Zeitung vom 23. Februar 2012

Franz Hartmann, Jürgen Heidecker, Steffen Glück und Martin Steuber verweben die musikalischen Wurzeln ihrer Heimatstadt Leipzig mit temperamentvoller ibero-amerikanischer Musik. In den Stücken der vier Gitarristen finden sich melodische Passagen aus Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ im Kontext und Rhythmus Brasiliens. Bachsche Fugen und Orgelstücke spiegeln sich im Widerklang des kubanischen Filmkomponisten Leo Brouwers. Aber auch ein achtteiliger spanischer Zyklus ist Programm und künstlerische Aussage zugleich.
Musik erreicht Kopf und Beine
Die Musiker besetzen so eine Nische, deren bisher fehlende Besetzung erst durch sie bewusst wird. Was sie kammermusikalisch anders als ein Bläser- oder Streichquartett auf die Konzertbühne bringen, das muss man erlebt haben um es überhaupt spüren zu können: Einerseits klassische Kammermusik in kleiner Besetzung, andererseits aber auch eine fulminante ornamental kunstvoll verzierte spanische oder lateinamerikanische Musik, brasilianische Tänze, die nicht nur den Kopf, sondern auch die Beine erreichen.
Die Besucher, für die wegen des großen Andrangs zusätzliche Bestuhlung geholt werden musste, genossen einen nicht nur hochinteressanten, künstlerisch wertvollen Abend, nein, sie durften auch einfach genießen und schwelgen, baden in einer Musik der Gefühle. Der Applaus fiel entsprechend aus!

 

Kammermusik-Kleinod

Artikel von Peter Egon Schupp in der Allgäuer Zeitung vom 18. Februar 2012

Konzert Leipziger Gitarrenquartett beeindruckt mit intensivem Vortrag

Kempten Als kammermusikalisches Kleinod erwies sich das Konzert des „Leipziger Gitarrenquartetts“ in der Kirche St. Hedwig in Kempten. Die exzellenten Musiker, Jürgen Heidecker, Franz Xaver Hartmann, Steffen Glück und Martin Steuber griffen zurück auf Werke von J. S. Bach und Felix Mendelssohn, pflegten jedoch ebenso spanisch geprägte, moderne Gitarrenmusik.
Die Orgelfuge BWV 539 bildete den eindrucksvollen Auftakt, wobei unmittelbar erkennbar war, wie kenntnisreich die Gitarristen die Orgelfuge „übersetzt“ haben. Sie wurde plastisch, ohne verkrampfte Kontrastierung herausgearbeitet und mit großem Einfühlungsvermögen vorgetragen. So entstand Musik von enormer struktureller, geradezu „kristallliner“ Durchsichtigkeit. Man mochte bei diesem Klangerlebnis gar an Bachs Konzert für vier Cembali erinnert werden.
Von Mendelssohn wurde (aus op. 35) die Transkription einer weiteren, ganz im Geiste Bachs komponierten Fuge präsentiert. Auch hier erreichte das Quartett ein hohes Maß an interpretatorischer Klarheit und Perfektion.Vom (noch lebenden) kubanischen Komponisten Leo Brouwer war eine spannende „Toccata“ und eine faszinierende Rumba zu hören. Der Einfluß von John Cage ist bei diesem Werk unverkennbar. Im Stil der „Minimal Music“ ließen die Musiker eine statische Klangfläche durch monotones „Pendeln“ zwischen wenigen Tönen entstehen. In enormen Spannungbögen gestalten sie dynamsiche Steigerungen und verhauchende Abschlüsse und erzeugten ein musikalisches Stimmungsbild einer „Landschaft nach dem Sturm“.
Der Zyklus in acht Bildern des spanischen Komponisten Federico Moreno Torroba (1891 – 1982) besteht aus reizvollen Miniaturen, die von Tänzen und Festen erzählen. Auch dieses heitere Stück feinster klassischer Gitarrenmusik wurde mit hoher Präzision abwechslungsreich präsentiert. Das Programm wurde stilvoll eingerahmt von zwei Bach-Chorälen, einem Choral zu Beginn und einem als dritte (!) Zugabe.

 

Vier Gitarren werden zum Sinfonieorchester

Artikel von Martin Frei in der Allgäuer Zeitung vom 18. Februar 2012

Kaufbeuren Originalliteratur aus aller Welt und gelungene Arrangements präsentierte das „Leipziger Gitarrenquartett“ bei seinem Konzert im Haus St. Martin in Kaufbeuren. Die Konzertgitarristen entlockten ihren Instrumenten exakte, vor allem aber originelle Klänge.
Die vier Profis erwiesen zu Beginn ihrer Heimatstadt Leipzig und deren großen Sohn Johann Sebastian Bach die Ehre. Eine eigentlich für Orgel komponierte Fuge (BWV 539) wirkte in der Gitarrenversion verblüffend authentisch – auch wenn Struktur und Instrumentierung durchaus an die Musik aus der Zeit vor Bach denken ließen.
Einige Teile aus Felix Mendelssohn Bartholdys Klavierzyklus „Lieder ohne Worte“ erzeugten einen ähnlichen Effekt: Obwohl die Noten aus einer ganz anderen musikalischen Sphäre stammen, trafen die vier den Duktus und geist des Originals – und mussten sich dabei nicht einmal verbiegen. Selbst beim bekannten „Tanz der vierkleinen Schwäne“ aus Peter Tschaikovkis „Schwanensee“ wirkten die vier Gitarren wie ein klangfarbenreiches Sinfonieorchester.
Karibisch-warmer Schauer
Stand schon bei diesen Neuerfindungen trotz aller Originalität weniger der Effekt, sondern das kunstvolle Spiel und Zusammenspiel im Mittelpunkt, so galt dies noch mehr bei der vom „Leipziger Gitarrenquartett“ vorgetragenen Originalliteratur. Das waren etwa zwei Stück des zeitgenössischen kubanischen Komponisten Leo Brouwer (geboren 1939). „Cuban Landscape with Rain“ (Kubanische Landschaft mit Regen) beschreibt einen karibisch-warmen Schauer vom ersten sanften Tröpfeln bis zum Wolkenbruch, von kaum hörbaren Pianissimo-Stellen bis zum harten, dissonanten Zupfen. Brouwers „Toccata“ wurde vibrierend-modern interpretiert, hatte aber doch die dem Instrument angemessene Innigkeit. Beide Stücke sind zudem bei aller Modernität unüberhörbar der südamerikansichen Tradition verpflichtet.
Die spanische Gitarrentradition hielt dagegen Federico Moreno Torroba (1891 bis 1982) hoch. Seine „Estampas“ (Bilder) vermitteln lautmalerisch ländliches Leben und wurden von den Musikern pointiert dargeboten.
Und dann gab es sogar noch einen Konzertgitarren-Reggae: „Lotus Eaters“ klang wieder verdächtig nach einem genialen Arrangement. Doch es stammt vom großen amerikanischen Gitarristen Andrew York, der sich mit den vier Virtuosen aus Leipzig sicher bestens verstehen würde.
Das Publikum im gut gefüllten Saal jedenfalls war begeistert und erklatschte sich etliche Zugaben.

 

Das Ende des Schattendaseins

Artikel von Denny Niesar in der Leipziger Volkszeitung vom 25. Juni 2011

Die Musikstadt Leipzig ist reich beschenkt mit klassischen Ensembles mit überregionaler Ausstrahlung. Angefangen vom Leipziger Hornquartett bis hin zum Leipziger Streichquartett hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem eine rege Kammermusikszene entwickelt, die den Vergleich auf internationalem Terrain nicht scheuen braucht. Ein Neuling in diesem Bereich ist das vor zwei Jahren  gegründete Leipziger Gitarrenquartett (LGQ). Franz Xaver Hartmann, Martin Steuber, Jürgen Heidecker und Steffen Glück  versuchen damit eine Lücke in der hiesigen Musiklandschaft zu schließen, denn vor der Gründung des „LGQ“ hatte Leipzig keine solche Formation. Das ist erstaunlich:  hat sich doch im letzten Jahrhundert die Quartett-Besetzung zur fruchtbarsten und populärsten Form der Gitarrenkammermusik aufgeschwungen.

Dass es der klassischen Konzertgitarre in Leipzig noch immer ein wenig an Aufmerksamkeit fehlt, mag damit zusammenhängen, dass es an der  Musikhochschule keinen Studiengang für dieses Instrument gibt. Doch die Gitarre fristete nicht schon immer  ein solches Schattendasein. Am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es Leipzig sogar einen Gitarrenclub, der sich eigens der Pflege des Repertoires verschrieben hatte. Diese verschüttete Tradition wieder zu bergen ist ein weiteres selbst gestecktes Ziel des Ensembles.

Nicht durch Zufall findet sich die Wirkungsstätte von Bach, Mendelssohn-Bartholdy und Schumann im Namen des Leipziger Gitarrenquartetts. Ein gewichtigen Teil ihres Repertoires widmen die vier Musiker den großen Komponisten der Stadt. Da diese nichts für diese außergewöhnliche Besetzung geschrieben haben, erarbeitet sich die Formation eigene Transkriptionen oder führt Bearbeitungen anderer Komponisten auf. So kam es im Oktober letzten Jahres zur Uraufführung der Schumannschen Kinderszenen in einer Fassung des venezolanischen Gitarristen und Komponisten Sef Albertz beim Festival „Con Guitarra!…“

Neben der Pflege der europäischen Musiktradition kümmert sich das Leipziger Gitarrenquartett auch um Komponisten des lateinamerikanischen Kulturkreises. Nicht selten waren  Stücke des 19. und frühen 20.  Jahrhunderts aus Argentinien, Brasilien oder Kuba beseelt von den Strömungen der deutschen Romantik und haben sich mit der  dortigen Folklore verschmolzen. Das Leipziger Gitarrenquartett holt diese Wurzeln gewissermaßen zurück nach Europa.

In Zukunft möchte sich das Ensemble noch mehr um zeitgenössische Musik für vier Gitarren bemühen. Eigene Initiativen  sind diesbezüglich schon auf fruchtbaren Boden gefallen. So werden der spanische Komponist Daniel Martinez Burgos und sein kolumbianischer Kollege Carlos Hidalgo für das Leipziger Gitarrenquartett schreiben. Letzter studiert an der hiesigen Musikhochschule. Die Möglichkeit, dass ein zukünftiger Klassiker für Gitarre vielleicht doch noch aus Leipzig kommt, ist somit gegeben.

 

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